Nach dem Gründungspräsidenten Gehard Freilinger muss die Östereichische Gesellschaft für Senologie den Verlust eines weiteren „Mannes der ersten Stunde“ betrauern.

Hofrat Univ. Prof. Dr. Alfred Staffen, Präsident der ÖGS in den Jahren 1992-1993 und Ehrenmitglied unserer Gesellschaft, ist am 10. November 2022 nach kurzer Krankheit im 88. Lebensjahr verstorben.

Alfred Staffen, von seinen engeren Kollegen „Fredi“ genannt, war viele Jahre Oberarzt an der 2. Chirurgischen Universitätsklinik, zunächst unter Univ. Prof. Johann Navratil und später dann unter Univ. Prof. Ernst Wolner. Nach der Übersiedlung ins neue AKH war er stellvertretender Leiter der Abteilung für Herz-Thorax Chirurgie. Prof.Staffen war einer der letzten klassischen Allgemeinchirurgen mit einem Operationssprektrum, das im wahrsten Sinne des Worte von Kopf bis Fuß alles abdecken konnte. Sein besonderes Interesse galt jedoch der Mammachirurgie , wo er in einer Zeit, in der vielfach noch die Ablatio nach Rotter-Halsted als Golden Standard galt, gemeinsam mit anderen Pionieren wie Ernst Kubista und Roland Kolb ein engagierter Kämpfer für die brusterhaltende Therapie des Mammakarzinoms war Damit hat er schon relativ früh vielen Frauen eine unnotwendige verstümmelnde Operation erspart. Bereits 1985 publizierte er in der prominentesten deutschsprachigen Zeitschrift „Der Chirurg“ eine Arbeit mit dem Titel „10-Jahres-Erfahrung mit einem brusterhaltenden Therapiekonzept in der Behandlung des Mammacarcinoms“

Alfred Staffen war ein liebenswürdiger gutmütiger Mensch, der seinen KollegInnen stets auf Augenhöhe begegnete. Viele „jüngere“ KollegInnen, die naturgemäß jetzt schon zu den „Erfahrenen“ zählen, der Autor dieser Zeilen eingeschlossen, verdanken ihm einen Großteil ihrer Fertigkeiten in der Allgemein – und Mammachirurgie, da Alfred Staffen niemals mit seiner Erfahrung geizte und auch in vorbildhafter Weise viele Operationen geduldig assistierte. Im Gegenzug überwachte er aber auch streng, ob man sich in weiterer Folge postoperativ gut um die PatientInnen kümmerte, so wie er es auch vorlebte.

Außerhalb der Klinik galt seine Liebe neben seiner Familie in erster Linie schnellen und sportlichen Autos und dem Motorsport an sich. Alfred Staffen war Besitzer mehrerer Oldtimer , unter anderem einem Tatra aus dem selben Jahrgang wie er selbst (1935). Er war viele Jahre bis 2005 Präsident der obersten Sportkommision für den Motorsport in Österreich, von 2008 bis 2017 dann Präsident der Ärztlichen Kraftfahrvereinigung, heute Ärztlicher Automobilklub. Legendär sind jedenfalls die von ihm in den Achtziger- und Neunzigerjahren mitorganierten Fahrtechniktrainings für Ärztinnen am Österreichring – damals durfte Derartiges noch von Pharmafirmen gesponsert werden-, wo man den Herrn Hofrat so richtig in seinem Element erleben konnte.

Lieber Fredi, Du hast Dich bis zuletzt im wissenschaftlichen Beirat aktiv in die Österreichische Gesellschaft für Senologie eingebracht, Deine Schüler, Deine KollegInnen und die Senologie in Österreich werden Dich sehr vermissen!

Rupert Koller, im Namen des Vorstandes der ÖGS